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Das Land um die Accumer Ee

10. September 2021

Die Geschichte einer typischen ostfriesischen Kulturlandschaft

Die Accumer Ee ist ein alter Wasserlauf in der nördlichen ostfriesischen Seemarsch. Marsch ist eine Landschaft, die an der Küste von Gezeitenmeeren entsteht. Das Wort Marsch bedeutet ursprünglich Sumpf, vielleicht verwandt mit unserem heute noch bekannten Wort Matsch. Das war eine natürliche Landschaft, bevor der Mensch daraus eine Kulturlandschaft schuf, die er wirtschaftlich nutzen konnte. 

Naturlandschaft

Diese Naturlandschaft war menschenfeindlich, denn sie wurde bei jeder Sturmflut bis an den Geestrand vom salzigen Meerwasser überflutet. Es gab kein Trinkwasser, denn Brackwasser war für Menschen ungenießbar. Es gab kaum Höhen, auf die man sich bei Überflutungen retten konnte. Es gab keine Wege, nur ein endloses Gewirr von Wasserläufen, die zudem viermal am Tag im Rhythmus der Gezeiten ihre Richtung änderten. Bäume und Sträucher gab es auch nicht, denn die vertrugen das Salzwasser nicht, nur ein endloses Meer von Schilf, das Menschen kaum überblicken konnten. Weitab von der Küste gab es Lagunen mit brackigem Wasser, für Vögel und Insekten geeignet, aber nicht für den Menschen. 

Die Menschen lebten damals auf den Geestrand, da waren sie vor den Sturmfluten sicher. Dort konnten sie Ackerbau betreiben und ihr Vieh weiden, vielleicht konnten Sie sogar in den Randbereichen der Marsch Heu gewinnen, um ihr Vieh durch den Winter zu bringen, oder dort jagen und Fische fangen. Und sie waren weitgehend sicher vor räuberischen Überfällen, denn südlich von ihnen dehnten sich Moore aus, die unpassierbar waren; und nördlich von ihnen erstreckte sich die menschenfeindliche Marsch. Die Römer haben böse Erfahrungen mit beidem gemacht, als sie versuchten, dieses unwirtliche Land zu erobern. 

Die Eroberung der Marsch

Aber die Moore dehnten sich immer weiter aus und schränkten die Nutzung des Landes ein. Was tun? Die Marsch um die Accumer Ee bot Möglichkeiten, auch hier eine Nutzung zu versuchen. Es gab mehrere Geestinseln, Kuppen der älteren eiszeitlichen Geestlandschaft, die die Marsch durchragten und auf denen man vor Sturmfluten sicher war. Das gilt für Dornum und Westeraccum, aber auch für Mariannenwarf, Resterhafe, Schwittersum, Westerbur und Roggenstede. Leider fehlen hier weitgehend archäologische Untersuchungen, aber wir können davon ausgehen, dass dort die ältesten Nutzungsspuren der Marsch zu finden sind. Es gibt in diesem Land immer noch viel zu erforschen. Auf Höhenkarten werden diese Geestdurchragungen auch heute noch sichtbar, auch geologische Untersuchungen würden dies bestätigen. 

In einer natürlichen Marschenlandschaft gibt es noch andere höhere Bereiche, die eine gewisse Sicherheit boten. Entlang einer Marschenküste gibt es oft küstenparallele flache weitgespannte Rücken, die durch die Sturmfluten entstehen. Wenn das Wasser sich über die Marsch ausbreitet, wird es ruhiger als auf dem Watt wegen der geringen Tiefe. Dann werden zunächst die gröberen feinsandigen Schwebstoffe abgelagert und es bilden sich im Laufe der Zeit solch ein Küstenrücken. Ein schönes Beispiel dafür ist Dornumergrode. 

Wie eine Perlenkette wurden auf diesem Rücken mit einer herausragenden Bodenqualität einzelne Hauswarften angelegt, um sich gegen höhere Sturmfluten zu schützen. Leider fehlen auch hier detaillierte archäologische Untersuchungen.
Diese frühen Besiedlungsansätze konnten noch durch eine frühe temporäre Besiedlung der Marsch ergänzt werden, wie es im Watt nördlich von Bensersiel nachweisbar war. Unsere Vorfahren haben ihre Umwelt sehr genau beobachtet. Es war ihnen sicher bekannt, dass Sturmfluten nur im Winterhalbjahr auftraten. Vom Frühjahr bis zum Herbst konnte man ungefährdet in der Marsch leben und wirtschaften. Also zogen die Bewohner der Geest mit ihrem Vieh im Frühjahr in die Marsch und errichteten sich eine Unterkunft auf einem etwas höheren Uferwall, der Sicherheit bei Springtiden bot. Der fruchtbare Boden erbrachte reichlich Futter für das Vieh und als Trinkwasser sammelte man Regenwasser. Zudem bot das nahe Watt reichlich Nahrung an Fisch und Muscheln. Im Herbst zog man wieder zurück auf die sichere Geest. In den Alpen wird so etwas heute noch gemacht mit den Almen. 

Warftenbau

Nachdem unsere Vorfahren gelernt hatten, mit den Gefahren der Marsch umzugehen, entwickelten sie Methoden, sich diesen Lebensraum vollständig zu erschließen. Sie errichteten Hügel aus Mist und Kleiboden in solcher Höhe, dass sie auf dem Hügel die Sturmfluten ungefährdet überstehen konnten. Diese Hügel nennt man Warften, in anderen Landschaften auch Wurten oder Wierden. Der Klei für die Hügel wurde vermutlich bei der Anlage von Grabensystemen gewonnen, denn ohne eine sinnvolle Entwässerung konnte man auf diesen Marschenflächen nicht wirtschaften. Bei Sturmfluten saßen die Bewohner auf einer Insel und wenn das Wasser wieder abgelaufen war, war die Weidefläche ihrer Tiere wieder frisch gedüngt. Auf den Halligen in Schleswig-Holstein funktioniert das heute noch so. Als Trinkwasser für Mensch und Tier wurde das Regenwasser von den Dächern gesammelt. Problem war der Anbau von Getreide oder anderen Ackerfrüchten, aber der konnte zum Teil auch an den Rändern der Warft geleistet werden.
Im Umkreis der Accumer Ee gibt es zahlreiche solcher Warften. Sie finden sich auf den oben genannten Geestdurchragungen, da deren Höhe auf die Dauer nicht reichte als Schutz gegen die Sturmfluten. Aber sie finden sich auch in der Marsch ohne diese Voraussetzungen wie zum Beispiel Nesse, Middelsbur und Südenburg, Großkipphausen, Neßmergrode und Hooge Weert südwestlich von Resterhafe. Diese alten Warften sind an ihrer Höhe erkennbar, sie mussten ja in jedem Winter Schutz vor den Sturmfluten bieten.
Nicht alle dieser Warften sind heute noch bewohnt. Sie haben auch den Nach
teil, dass die Häuser auf diesen Höhen in der sonst völlig flachen Landschaft sehr stark blitzgefährdet sind. Zudem waren sie auf einen Wasserlauf als Verkehrsweg angewiesen, da die Landwege in der Marsch in der meisten Zeit des Jahres nicht nutzbar waren. 

Deichbau

Mehr als tausend Jahre haben Menschen mit diesen Methoden die Marsch genutzt ohne den Schutz von Deichen. Damit wirtschafteten sie in diesem Raum, ohne die wesentlichen Prozesse der Marsch gravierend zu stören. Ihr Haupterwerb war sicher die Viehzucht mit Schafen und Rindern, da der Ackerbau durch die Überflutung mit Salzwasser massiv gestört wurde. Aber auch dagegen gab es Abhilfe. Geeignete Flächen wurden mit einem Deich umgeben und durch einen kleinen Siel entwässert, damit hier Ackerbau möglich wurde, wenn dieser Polder im Winter nicht von Salzwasser überflutet wurde. Man spricht dann von einem Ringdeich. Ackerspuren im Watt vor Bensersiel aus dieser Zeit bezeugen diese Methode.
Die Erträge auf diesem extrem fruchtbaren Boden müssen enorm gewesen sein. Im hohen Mittelalter bildeten sich die Städte, die einen großen Bedarf an Lebensmitteln hatten, da sie selbst so etwas ja nicht herstellen konnten. Die Marsch hatte die Böden dafür und mit dem Wasser den geeigneten Verkehrsweg, so dass der Ackerbau in der Marsch sehr lukrativ wurde. Aber Ackerbau war nur möglich im Schutz von Deichen. Vermutlich im 12. Jahrhundert wurde der Beschluss gefasst, das ganze Land mit Deichen zu umschließen. Damit wurde auf weiten Flächen Ackerbau möglich. Historische Dokumente über diesen Prozess gibt es leider nicht, aber für die Accumer Ee können wir sicher sein, dass der älteste Siel bei Altensiel gelegen hat. Der Verlauf der Deichlinie lässt sich heute noch auf den Höhenkarten verfolgen und auch die Flurnamen verraten deren Verlauf.
In der gesamten Marsch wurden die Gewässer ausgebaut und auf die Siele hingelenkt, um die Trockenlegung der Landschaft in den Sommermonaten zu ermöglichen. Alte natürliche Wasserläufe lassen sich an ihrem gekrümmten Verlauf erkennen. Neu angelegte Tiefs sind immer geradlinig. Im Winterhalbjahr standen die tiefer gelegenen Bereiche der Marsch in aller Regel blank.
Ein Problem dieser Methode war, dass alle natürlichen Prozesse der Marsch unterbrochen wurden. Das Land wuchs nicht mehr
mit dem ansteigenden Meeresspiegel und der Boden wurde nicht mehr durch den Schlickfall gedüngt. Allerdings waren die wirtschaftlichen Vorteile bei weitem überwiegend. 

Kirchenbau

Noch ein ganz anderer Prozess hat unsere Kulturlandschaft geprägt. Im frühen Mittelalter wurde Ostfriesland von irischen Mönchen missioniert und christianisiert. Zum christlichen Glauben gehören Kirchen, deren Gestaltung sich an den Vorschriften des alten Testamentes für den Bau des Tempels Salomons orientierten. 
Dort wurde vorgeschrieben, dass der Tempel immer auf dem höchsten Berg in der Umgebung errichtet werden sollte. Da dies in Ostfriesland nicht möglich war, wurde immer zunächst ein künstlicher Kirchhügel errichtet, damit dieses Bauwerk alle anderen Gebäude überragte. Auch auf Warften wurde solch ein Hügel errichtet, wenn dort noch ein geeigneter Platz vorhanden war. War dies nicht der Fall, wurde unmittelbar neben der Warft eine eigene Kirchwarft erbaut, die aber die alte Warft überragte. Dies ist bei Dornum, Roggenstede und Westeraccum noch gut zu beobachten. Auch auf der Geest, die völlig sturmflutsicher war, entstanden zunächst ebenfalls solche künstlichen Hügel, wie bei Arle, Westerholt und Ochtersum hervorragend zu beobachten ist. Insgesamt wurden in der Umgebung der Accumer Ee 10 frühe Kirchenbauwerke errichtet. 

Neben Dornum und Westeraccum entstanden Kirchen in Resterhafe, Nesse, Arle, Westerholt, Ochtersum, Fulkum, Roggenstede und Osterbur. Zunächst dürften es alles hölzerne Bauwerke mit Schilfdächern gewesen sein, da Steine hier in unserem Land als Baumaterial unbekannt waren.   Durch den Deichbau und den dadurch möglichen Export von Ackerbauprodukten kam so viel Kapital ins Land, dass die hölzernen Bauwerke durch solche aus Stein ersetzt werden konnten, wie es ebenfalls im alten Testament vorgeschrieben war.  Zunächst wurden dazu Tuffsteine aus der Eifel importiert, wie es in Nesse und Arle zu beobachten ist und vermutlich auch in Ostbur der Fall war.
Aber wenig später entstanden auch Klöster in unserer Region, die die Kunst des Ziegelbrennens mitbrachten. Dann wurden die Kirchen aus diesem Material erbaut, immer noch streng nach den Vorschriften des alten Testamentes. Diesen S til nennt man heute „romanisch“, da er sich an den Bautraditionen der Römer orientierte. Allerdings wurden diese Bauwerke durch spätere Um- und Anbauten oft verändert, so dass die ursprüngliche Form nicht immer sofort zu erkennen ist. 

Die Warftsiedlung Osterbur wurde im 17. Jahrhundert durch eine Sturmflut vollständig zerstört, so dass eine frühere Kapelle in Westerbur zur Kirche aufgewertet wurde. 

Sturmfluten und ihre Folgen

In die ursprüngliche Deichlinie war bei Altensiel ein Siel gelegt worden, der bei der ‚Großen Manndränke‘ im 14. Jahrhundert vollständig zerstört wurde. Erst 90 Jahre später gelang es, diese Lücke in dem „Goldenen Reif“ wieder zu schließen.
Inzwischen hatte sich aber die Accumer Ee zu einer politischen Grenze zwischen Ostfriesland und dem Harlingerland entwickelt, so dass jede Seite einen eigenen Hafen haben wollte. Dies führte zu der technisch günstigen Lösung, dass westliche und östlich der alten Sielstelle jeweils ein eigener Siel errichtet wurde. Danach konnte dann die Lücke der alten Sielstelle überdeicht werden. 

Der Name der Accumer Ee rührte daher, dass Westeraccum das erste Dorf war, welches über dieses Gewässer erreicht wurde. Da Dornum später Häuptlingssitz wurde und damit die Region dominierte, wurde die Ee in ‚Dornumersieler Tief‘ umbenannt.
Bedingt durch die immer weitere Verlandung der Dornumer Bucht wurde zunächst bei Westerbur ein kleiner Polder eingedeicht. Im frühen 17. Jahrhundert wurde dann das gesamte deichreife Vorland von Dornumergrode bis nach Middelsbur eingedeicht und die Accumer Ee mit einem Sielbauwerk gesichert. Die neuen Polder hießen „Dammsland“ auf der Westseite und Westerburer Neuland auf der Ostseite der Ee. Wenig später wurde aber der Deich von Middelsbur bis nach Bensersiel vollständig zerstört und dabei die Kirchdörfer Osterbur und Oldendorf zerstört. Auch die Warft Middelsbur wurde zu einem Drittel ein Opfer dieser Sturmflut, so dass der Deich von Bensersiel bis nach Middelsbur weit zurückgezogen werden musste.
Auch das Accumersiel wurde dabei gründlich zerstört, so dass etwas weiter südlich neue Sielbauwerke errichtet werden mussten, diesmal wieder zwei getrennte Siele in 50 m Abstand. 

Bei einer Sturmflut im Jahr 1686 wurde der Westeraccumersiel so gründlich zerstört, dass ein Neubau an gleicher Stelle unmöglich war. Deshalb wurde 1687 wenig weiter östlich ein völlig neuer Sielhafen angelegt, der dann bis 1965 Bestand hatte.
Nach 1744 wurde östlich des Siels zunächst der Dammspolder gewonnen und kurz danach der Westerburer Polder. An der Westseite entstand der Münsterpolder, benannt nach dem damaligen Dornumer Häuptling.
In den Jahren 1717 und 1825 wurden beide Sielorte durch Sturmfluten massiv zerstört, aber die Sielbauwerke blieben jedesmal erhalten. Nur einige wenige Häuser hatten diese Sturmfluten überstanden. Es können nur die Häuser auf den Deichen gewesen sein. Sie hatten zwar auch Schäden, waren aber noch zu reparieren. Jedes Mal hatte der Schwerpunkt der Flut hier im Bereich der Dornumer Bucht gelegen. 1717 hatte es eine große Anzahl an Toten gegeben, 1825 war nur wenige Menschenleben zu beklagen. Die Bewohner brachten sich zumeist auf den im Hafen liegenden Schiffen in Sicherheit. Trotz des ungeheuren Risikos wurden die Orte sehr schnell wieder besiedelt. Der Deich von 1687 war durch einen kleinen Deich vor den Häusern von etwa 1 m Höhe verstärkt worden, wie man am Utkiek noch sehr schön beobachten kann.
1815 war das hölzerne Sielbauwerk in Westeraccumersiel durch ein gemauertes Bauwerk
ersetzt worden. In Dornumersiel wurde in den 1920er Jahren das hölzerne Bauwerk durch ein Hebersiel ersetzt, das aber kaum sinnvoll funktionierte. Bei der Sturmflut 1962 stand das Wasser nur wenige Zentimeter unter der Deichkrone. Deshalb wurde bis 1965 der Rest der Dornumer Bucht mit einen neuen Seedeich und dem Schöpf- und Sielbauwerk Accumersiel verschlossen. Danach wurde das alte Westeraccumersiel zerstört. 

Handel und Wandel

Bereits im 14. Jahrhundert wird in einem Hamburger Dokument belegt, dass die Siele auch die Funktion von Handelshäfen hatten. Für das 18. und 19. Jahrhundert konnte Karl-Heinz Wiechers nachweisen, dass in diesem Zeitraum in beiden Häfen an der Accumer Ee 162 Segelschiffe beheimatet waren.

Für die Produkte der Marsch waren diese Häfen damals der einfachste Handelsweg, gleichzeitig mußten Holz, Steine und andere Materialien importiert werden, weil sie in der Marsch nicht vorhanden waren.


Dementsprechend waren die Gewerbe im Sielhafenort Handel, Schiffbau und die dazu gehörigen Handwerke. Der größte Teil der Bewohner waren Seeleute, vom Schiffsjungen bis zum Kapitän. Auch Reeder hatten hier ihren Sitz. Damit gab es große Unterschiede zu den umliegenden Dörfern, die überwiegend durch die intensive Landwirtschaft der Marsch geprägt waren.


Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wuchsen mit dem Industriezeitalter die Schiffsgrößen und kam die Dampfschifffahrt auf, so dass alle Funktionen des Sielhafens mehr und mehr in die Mündungshäfen der Flüsse verlegt wurden. Damit wanderten auch die Seeleute langsam dorthin ab. Hier an der Küste blieb im wesentlichen nur die Fischerei als Erwerbsquelle. Aber auch sie hatte Absatzprobleme und konzentrierte sich zunächst auf die Produktion von getrockneten Krabben als Hühnerfutterzuschlag.


Auf den Ostfriesischen Inseln hatte sich bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein Bade- und Erholungsbetrieb entwickelt, der durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes einträglich wurde. Die Sielorte an der Küste kamen erst ab der Mitte des 20. Jahrhundert durch den zunehmenden Erholungstourismus aus dem Ruhrgebiet in eine neue wirtschaftliche Entwicklung. Es wurden künstliche Sandstrände aufgespült und Campingplätze errichtet. Die Vermietung von Gästezimmern und später von Ferienwohnungen brachten ein gesichertes Einkommen in die Sielhafenorte. Es entwickelte sich eine angemessene Gastronomie und andere touristische Aktivitäten, die Arbeitsplätze boten, allerdings war es ein sehr saisonabhängiges Gewerbe. Ab den 80-er Jahren des 20 Jahrhunderts kam ein neuer Trend auf. Zahlreiche Rentner aus dem gesamten Bundesgebiet entschieden sich dafür, ihren Wohnsitz an die Küste zu verlegen. Sie kannten die Orte durch frühere Ferien, sie hatten hier alle notwendige Infrastruktur in einer klimatisch und landschaftlich reizvollen und stressarmen Umgebung. Frühere Ferienwohnungen wurden in Dauerwohnsitze umgewandelt. Die Struktur der Geschäftswelt orientierte sich weitgehend an den Bedürfnissen dieser veränderten Bevölkerungsstruktur.


Aus dem uralten Hafen- und Handelsort hatte sich über die Notlösung des Fischereihafens ein Tourismusort entwickelt, der als zweites Standbein den Lebensraum für Senioren dazu gewann. Die Fischerei hat für das Image der Sielhäfen eine große Bedeutung. Der Tourismus garantiert eine hochwertige Nachfrage nach den Produkten der Fischerei und verhindert für den Hafenort den Eindruck eines reinen Tourismusortes, was ihn wiederum als Wohnort für Senioren attraktiv macht.


Axel Heinze 




Rohkreisläufe an der ostfriesischen Nordseeküste
von von Jan F. Kegler, Axel Heinze und Paul Weßels 23. Oktober 2024
Rohkreisläufe an der ostfriesischen Nordseeküste
24. September 2024
Das Zwei-Siele-Museum Westeraccumersiel hatte aus einer Kapitänsfamilie aus Rhauderfehn ein Stickmustertuch aus dem Jahr 1764 erhalten. Dieses Stickmustertuch war mit typischen Symbolen der christlichen Seefahrt gestaltet. Ein Ehepaar aus Jever war von der Gestaltung und Machart fasziniert und hat das Tuch einer gründlichen Analyse unterzogen.
7. März 2024
Das Zwei-Siele-Museum Westeraccumersiel zeigte im Jahr 2023 eine Sonderausstellung über die Brüder Ludwig und Georg Kittel aus Dornum. Die beiden Söhne des Dornumer Apothekers Kittel fanden beide ihren eigenen Weg zur Malerei und haben ein umfangreiches Werk hinterlassen, das nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen ist. Ihre heimatliche Umgebung war ihr Schaffensbereich. Sie haben damit Menschen und Landschaften der Region in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts festgehalten. Auch in ihrem privaten Bereich nutzten sie ihre Kunst, wie Ludwig Kittel mit einer Geburtstagskarte für seinen Freund Carl-Friedrich Eucken, den Landwirt des Wilhelminenhofes in Dornumergrode, dokumentiert.
von Axel Heinze 31. Dezember 2023
Die K.-H.-Wiechers-Stiftung hatte den Auftrag, ein Haus für das „Zwei-Siele-Museum“ zu erwerben. Durch einen Zufall bekamen wir 2012 das Haus „Am alten Hafen 1“ angeboten, ein Haus unmittelbar an dem ehemaligen Hafen von Westeraccumersiel aus dem Jahr 1687, das als Ferienhaus genutzt wurde.
von Axel Heinze 10. Dezember 2023
Bei einem Antiquitätenhändler hier in der Region wurde ein Bild von dem Dornumer Maler Georg Kittel angeboten, ich sollte es mir doch einmal anschauen. Wir hatten ja gerade erst eine Ausstellung zu den Brüdern Kittel gezeigt, was sollte da noch kommen?
Bodenfund Ostfriesland. Petschaft
von Axel Heinze 10. Dezember 2023
Er war als Flüchtlingskind kurz nach Kriegsende mit seinen Eltern nach Dornumersiel gekommen. Die Kinder haben damals gerne auf einer kleinen Müllkippe hinter dem Deich gespielt, wo manches zu finden war, was man vielleicht noch gebrauchen konnte oder zu Geld machen konnte. Dabei war ihm ein kleiner Gegenstand aufgefallen, dessen Bedeutung ihm damals vermutlich garnicht bewusst war, aber es war ein Bild und Buchstaben zu erkennen. Und der Gegenstand war aus einem schweren, nicht rostenden Metall. Der Junge hat ihn nicht zu Geld gemacht, dafür war er vielleicht zu klein. Aber er blieb sein Leben lang sein Talisman und ein Andenken an seine Jahre in Dornumersiel. Der Fund ist jetzt fast 80 Jahre her. Und da er für seine Erben mit keiner Erinnerung verbunden war, beschloss er, das Stück dem Museum zu übergeben. Es ist ja ein Stück Ortsgeschichte damit verbunden.
von Axel Heinze 21. April 2023
In den nördlichen Niederlanden wurden von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein Warften massiv abgegraben zur Gewinnung von Düngermaterial. Mir wurde noch 1975 ein Pachtvertrag für einen landwirtschaftlichen Betrieb in Bereich der Middelzee gezeigt, in dem der Pächter verpflichtet wurde, sein Land alle 6 Jahre mit „terpaarde“ zu düngen. Aus Ostfriesland sind solche Beispiele in der Literatur nicht bekannt. Allerdings sind mir hier im nördlichen Harlingerland zwei Fälle bekannt geworden, die recht eindeutig darauf hinweisen, dass diese Praxis auch hier bekannt war und genutzt wurde. Ein Bewohner der Warft Oldendorf westlich von Bensersiel hatte seine ehemalige Landarbeiterstelle neben einem typischen Marschenhof von seinen Eltern geerbt. Seine Mutter hatte ihm berichtet, dass früher auf der Warft hinter ihrem Grundstück Erde als Dünger abgegraben und verkauft worden wäre. Die Veränderung im Relief war noch gut wahrnehmbar, es kann sich aber nicht um eine große Menge gehandelt haben. Von der Warft Oldendorf führt ein alter Weg nach Süden auf die naheliegende Geest zu der Geestrandsiedlung Utgast. Wesentlich später berichtet mir ein alter Landwirt in Utgast, dass er als Kind einmal einem Gespräch seines Großvaters mit einem Kollegen zugehört hätte. Er hat ihm berichtet, welche Flächen er mit Warftenerde aus Oldendorf gedüngt hätte. Es handelte sich hier um ehemalige Heideflächen, die noch auf der preußischen Uraufnahme 1:25 000 von 1892 als solche ausgewiesen waren. Nach dem Alter der handelnden Personen musst dies kurz nach 1900 geschehen sein. Einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Informationen kann ich nicht belegen, halte ihn aber doch für sehr wahrscheinlich.
Johann de Bloom
19. Januar 2023
Dornumersiel und Westeraccumersiel, zwei ewig konkurrierende Sielhafendörfer an der ostfriesischen Nordseeküste, waren im 18. und 19. Jahrhundert eine Heimat der Schifffahrt im Zeitalter der Segelschiffe. Hier lebte seefahrendes Volk, Kapitäne und Seeleute, Händler, Schiffbauer und Reeder. 160 Schiffe waren in dieser Zeit in beiden Häfen beheimatet, von der Schaluppe über die Kuff und die Galiot bis zum Schoner. Aber im 19. Jahrhundert wuchs der internationale Handel, und die Schiffe wuchsen mit. Gleichzeitig war die Dampfmaschine für die Schifffahrt einsatzfähig geworden und verdrängte langsam die Segelschiffe. Diese beiden Faktoren raubten den kleinen Sielhäfen nach und nach ihre Funktion, ihre Aufgaben verlagerten sich zunehmend in die großen Flusshäfen an Ems, Weser und Elbe. Was sich nicht so leicht verdrängen ließ, war die Seefahrertradition. Am Lebenslauf von Johann de Bloom läßt sich diese Entwicklung verfolgen. Johann Christoph de Bloom wurde am 13. August 1870 in Dornumersiel geboren. Er stammte aus einer alten Seefahrerfamilie. Sein Vater war Eppe Janssen de Bloom *1842, Ⴕ1928, Schiffer auf großer Fahrt, der selbst Schiffe hier in den Häfen liegen hatte, die RINA in Westeraccumersiel und danach die SIEVERINE in Dornumersiel. Später übernahm er die Gaststätte im Hafen von Westeraccumersiel und war Vormann des hier stationierten Rettungsboote AUGUST GRASSOW. Der Großvater war Heere Janssen de Bloom, Sägemüller in Westeraccumersiel, *1807, Ⴕ1850. Als Urgroßvater wird Hicke Janssen de Bloom genannt, Schiffskapitän in Westeraccumersiel und Sägemüller *1781, Ⴕ1852. Er umsegelte mit der Amsterdamer Fregatte DE HARMONIE Kap Hoorn und machte sich einen Namen als Westindienfahrer. Dessen Vater war Eppe Janssen de Bloom, der aus Dornum stammte und 1776 in Westerbur getraut wurde. Bis zum 14. Lebensjahr besuchte Johann die Schule in Dornumersiel. In den Sielhafenorten achtete man bereits bei der Auswahl der Lehrer besonders auf deren Fähigkeiten im Schreiben, Lesen und Rechnen, denn wer in der Schifffahrt etwas werden wollte, musste später die Seefahrtsschule besuchen. Die Ausbildung dort war anspruchsvoll, wie Schulhefte dieser Schulen eindrucksvoll belegen. Sie war vergleichbar mit der Qualität der heutigen Fachhochschulen, wobei die Schüler allerdings als Voraussetzung nur den Schulabschluss der achtjährigen Volksschule benötigten. Der Einstieg in die Seefahrt Bereits in jungen Jahren begleitete Johann de Bloom als Schiffsjunge seinen Vaters Eppe de Bloom auf der Galiot RINA, die in Westeraccumersiel beheimatet war. Danach wechselte er mit seinem Vater auf den Schoner SIEVERINE, der Dornumersiel als Heimathafen hatte. Diese Fahrten führten ihn nach Königsberg, Göteborg, Amsterdam, Aberdeen und Leith in Schottland. Damit hatte er also Nord- und Ostsee als Schifffahrtsrevier kennengelernt. Später wechselte er auch auf größere Segler in anderen Häfen. Zum Beispiel fuhr er auf dem Vollschiff (Bark) BREMERHAVEN unter Kapitän Barenborg nach New York. Über ein besonderes Weihnachts-Erlebnis auf dieser Fahrt berichtete er in einem Brief an seine Eltern: „Das Wetter war einige Tage gut gewesen. Am Morgen aber gab es schon wieder Schneeböen. Am Nachmittag die Bramsegel bergen. Die Situation verschlechterte sich weiter. Abend erst Marssegel reffen. Dann auch schon die anderen Segel mit beiden Wachen reffen. Schließlich bei immer heftigeren Winden Obermarssegel und Klüver festmachen. Lagen jetzt beigedreht. Es war sehr kalt und naß.“ Es war eine Winterfahrt, die sich durch verschiedene widrige Umstände über das Weihnachtsfest erstreckte. Die relativ nüchterne Aufzählung der verschiedenen Maßnahmen an Bord lassen nur erahnen, wie hart die Arbeit selbst an Heilig Abend war. Ohne maschinelle Hilfsmittel, unmittelbar Wind, Wetter und Wasser an Bord ausgesetzt, das jederzeit winkende Seemannsgrab direkt vor Augen. Doch dann wurde es ruhiger. De Bloom in seinem Brief: „Endlich so gegen 22 Uhr hieß es: Steuerbordwache in die Koje. Dazu gehörte auch ich. Also hinein ins kalte nasse Logis. Nun aber schnell unter die Decken.“ Wie selbstverständlich klingt unter diesen Umständen eine eher lapidare Feststellung des jungen Mannes: „An Weihnachten und Heiligabend dachte kein Mensch.“ Aber in diesem Punkt irrte de Bloom, wie er selbst im weiteren Verlauf seines Briefes feststellte. „Nun hatten wir aber einen Jungen an Bord aus H. Der machte seine erste Reise. Seine Mutter hatte ihm eine Kiste an Bord geschickt, die er erst am Heiligabend öffnen sollte.“ Dieser Junge und seine Kiste sollten entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Nacht nehmen: „Ich wollte eben in die Koje, da hielt er mir die Kiste entgegen. Er bat mich mit Tränen in den Augen, ich möchte ihm doch helfen, Weihnachten zu feiern. Alle anderen wollten nichts davon wissen. Sie hatten schon mit Stiefeln nach ihm geschmissen.“ Johann de Bloom konnte die Situation nicht einfach mit einem Stiefelwurf quittieren und sich aufs Ohr legen. „Jetzt wurde mir doch anders. Nun wollen wir mal sehen, was dir deine Mutter zu Weihnachten schickt,“ sagte er zu seinem Kameraden. Sie öffneten die Kiste und fanden obenauf einen Zettel: “Für dich und deine Kameraden zum Weihnachtsfest von deiner Mutter.“ Natürlich packten die jungen Burschen zügig weiter aus und brachten einige Dinge zum Vorschein: „Ein kleiner Tannenbaum mit 8 Lichtern daran, dann 20 Pakete mit allen möglichen Keksen, Nüsse, Kuchen, zwei Pfund Zucker und zwei Flaschen Rum. Zuletzt der neue Tannenbaum mit weißem Zettel des Weihnachtsevangeliums.“ Als die Kiste erst einmal offen war, waren die Kameraden doch nicht mehr so gleichgültig, wie sie zunächst mit ihren Stiefeln handfest demonstriert hatten. „Alle Mann kamen jetzt heran, jeder war neugierig, sogar die Freien“ , bezeugte der Ostfriese seiner Familie. Und plötzlich war Weihnachten an Bord. Keiner hatte daran gedacht, und doch waren sie von der Stimmung ergriffen. Der Schluß des Briefs: „Der Tannenbaum wurde auf dem Tisch festgenagelt, die Lichter angezündet. Dann musste der Junge das Weihnachtsevangelium vorlesen. Alles war still. Dann stimmte einer an ‚Stille Nacht‘. Alle wurden wie die Kinder.“ Mit anderen Seglern kam er weltweit, Indien, Australien, China und Japan waren in seiner Erinnerung geblieben. Dieser Weg über den Schiffsjungen zum Matrosen war der übliche Berufsweg in der Segelschifffahrt. In den Jahren 1890 und 91 leistete er seinen Militärdienst ab. Vermutlich geschah dies bei der kaiserlichen Marine. Bereits 1891, also nach sieben Jahren Fahrenszeit, erwarb er das Steuermannspatent an der Seefahrtsschule in Timmel. Ein Jahr später hatte er die Berechtigung, Fischereifahrzeuge zu führen. In den Jahren 1894/95 befehligte er den Fischdampfer PAUL der in Geestemünde neu gegründeten Reederei Wurthmann, dann wechselte er zur Reederei Julius Wieting. Für diese Reederei fuhr er nachweislich 1897 von Geestemünde aus mit der BUTJADINGEN bis nach Island auf Fischfang. Am 28. Dez. 1897 erwarb er das Schifferpatent für große Fahrt an der Schifffahrtschule Stade und hatte damit die Berechtigung, beliebige zivile Schiffe auf der ganzen Welt zu befehligen.
20. Dezember 2022
Ein in Aurich geborener Kunstsammler hat dem Zwei-Siele-Museum ein Bild des ostfriesischen Malers Johannes Georg Bietz geschenkt.
von Axel Heinze 20. Dezember 2022
Axel Heinze – Zwei-Siele-Museum Westeracumersiel Flurnamen verraten viel über unsere Geschichte, selbst aus den Zeiten des Mittelalters, aus denen uns kaum historische Zeugnisse überliefert sind. Ein Beispiel dafür ist der „Homm“, ein sonderbarer Flurbereich nördlich von Westeraccum, der sich einer Namensdeutung bislang weitgehend widersetzt hat.[1]
Sturmflut 1962
18. Dezember 2022
Jede Sturmflut hat genau an einer Stelle ihre stärksten Auswirkungen: Dort, wo die größte Anzahl ungünstiger Faktoren zusammenkommt. Bei der Februar-Sturmflut 1962 war es offenbar Hamburg, weshalb diese Sturmflut auch Hamburg-Sturmflut genannt wird. Zu den Faktoren gehören der Zeitpunkt des Hochwassers, die Stärke und Richtung des Windes, der Stand von Mond und Sonne zueinander, der Abstand des Mondes von der Erde und viele andere Faktoren. Die Sturmflut hatte 340 Tote zur Folge, davon 315 alleine in Hamburg. Aber natürlich gab es auch Auswirkungen in einem weiten Umfeld. Wie sah es damals hier im Harlingerland aus? Auch in Ostfriesland war ein Deich gebrochen. Der Völlener Deich an der Ems nördlich von Papenburg war zerstört und der Polder unter Wasser gelaufen. Aber es hat hier keine Todesopfer gegeben. Insgesamt waren hier an der Küste 3000 ha Land überspült, aber nicht durch Deichbruch, sondern durch überlaufendes Wasser an den Deichen, weil diese eine viel zu geringe Höhe hatten. Es waren aber in aller Regel nicht die Seedeiche, sondern die flacheren Deiche vorgelagerter Polder wie zum Beispiel der Dammspolder östlich von Westeraccumersiel und Westerburer Polder zwischen Westerbur und Bensersiel.
14. Dezember 2022
Wo liegt überhaupt die Bucht und was ist die Dornumer Bucht? Gegen eine kleine Gebühr von 5 Euro für das Museum beantworten wir diese Fragen im Rahmen eindrucksvoller Radtouren. (Für Vereinsmitglieder ist die Führung kostenlos) Auf Anfrage organisieren wir gerne die Touren zu einem Wunschtermin.
Schatzsuche im Zwei-Siele-Museum
10. Juli 2021
Der ganze junge Müll musste erst einmal rausgeschafft werden, der alte Müll sichergestellt werden. Viele fleißige Hände haben geholfen, und es wurde von Tag zu Tag spannender, was da alles sichtbar wurde.
11. Juni 2021
Ostfriesland ist reich an mittelalterlichen Kirchen! Alleine im Einzugsbereich der Accumer Ee gab es elf mittelalterliche Kirchenbauten. Eine – die Kirche von Osterbur – wurde ein Opfer der Sturmfluten, aber der Rest kann sich durchaus sehen lassen. Gönnen Sie sich diese Augenweide mittelalterlicher Baukunst.
7. Juni 2021
Wenn Sie über die A29 nach Ostfriesland kommen, sehen Sie am rechten Straßenrand eine der jetzt modernen braunen Hinweistafeln, die auf landschaftliche Besonderheiten hinweisen. Da steht mit großen Lettern: „Niedersächsische Marschenlandschaft“.
Upcycling im Museum
28. Mai 2021
25. Mai 2021
Bekanntlich ist Ostfriesland mit Deichen gegen die Gewalt des Meeres geschützt. Diese grünen endlosen mächtigen Wälle kennt jeder. Sie halten das salzige Nordseewasser draußen, vor allem bei Stürmen, aber auch bei normaler Ebbe und Flut. Aber Deiche haben auch eine andere Wirkungen. Sie halten das Regenwasser drinnen, es kann ja nicht über den Deich klettern. Wenn Menschen einen Deich bauen, müssen sie etwas bedenken, um das – manchmal reichliche –- Regenwasser ins Meer zu schaffen. Und diese Einrichtung nennt man „Siel“. Zu Anfang des Deichbaus war das eine hölzerne Röhre durch den Deich. Außen war eine Klappe davor. Bei Niedrigwasser konnte das Wasser die Klappe selbst aufdrücken und frei abfließen. Kam draußen die Flut, drückte sie die Klappe zu. Dann musste das Salzwasser draußen bleiben.
Die entwicklung der Marschenlandschaft
25. Februar 2021
Ein interessanter Aufsatz, den Axel Heinze als Festschrift anlässlich der Verabschiedung von Dr.Bärenfänger (Landschaftsdirektor) verfasste. Auslöser dieser Überlegungen ist das vielfach geäußerte Interesse von Einwohnern des Harlingerlandes an der Weihnachtsflut von 1717 und den Auswirkungen dieser Sturmflut in diesem Gebiet, denn diese Katastrophe hatte wohl hier ihren Schwerpunkt. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Augenzeugenberichte, die auch sehr detaillierte Aussagen über das Ausmaß der Schäden erlauben. Trotz der nahezu völligen Zerstörung vieler Siedlungen in der Marsch wurden sie sehr schnell wiederhergestellt und bewohnt, obwohl sich solche Ereignisse doch jederzeit wiederholen konnten. Daraus folgt unmittelbar die Frage: Warum haben Menschen diesen lebensgefährlichen Raum überhaupt erschlossen und welche Fehler haben sie vielleicht bei der Erschließung gemacht? Marsch Unter „Marsch“ wird hier die fast flache Landschaft an einer Gezeitenküste verstanden, die bei normaler Flut nicht überflutet wird, aber bei Sturmfluten – also windbedingt erhöhten Wasserständen – mehrfach im Laufe eines Winters mehr oder weniger vom Wasser überdeckt wird. Handelt es sich um den Küstenbereich eines Meeres, so wird sie von Salzwasser überflutet (Küstenmarsch). In den Ästuarien wird das Wasser zunehmend brackisch bis schließlich ganz süß (Flussmarsch). Dieser Faktor ist entscheidend für die Pflanzengesellschaften, die sich hier entwickeln. Zudem ist die Sedimentation unterschiedlich, aber die Prozesse sind weitgehend vergleichbar (Zur Entstehung des Naturraumes siehe Behre 2008; 2014). Ein weiterer notwendiger Faktor ist ein langsames Anwachsen des Meeresspiegels gegenüber der Landeshöhe. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Meeresspiegel wirklich steigt oder der Boden sinkt, die Auswirkung bleibt gleich. Natürliche Höhenunterschiede ergeben sich zum Beispiel durch Uferwälle an Wasserläufen, wo vor allem oberhalb von Prallhängen relativ grobes Material abgelagert wird. Je nach Größe des Gewässerlaufes können solche Wälle Höhen von mehr als einem Meter erreichen, sind aber in ihrer Längenausdehnung immer beschränkt. Anders ist die Entwicklung parallel zur Küstenlinie. Auch hier wird bei Überflutungen gröberes Material in einigem Abstand von der Küstenlinie weitflächig abgelagert und bildet einen flacheren, aber wesentlich breiteren und oft sehr langen küstenparallelen Wall. Für dieses Phänomen wird in der niederländischen Geologie der Begriff „Kwelderwall“ benutzt, der sich als „Küstenwall“ übersetzen lässt. Bäume sind in der natürlichen Küstenmarsch kaum zu erwarten, da unsere Baumarten keinen Salzgehalt im Wasser vertragen. Die dominierende Pflanzenart ist das Schilf (Phragmitis) mit einer recht guten Salzresistenz und einer sehr guten Wasserverträglichkeit. Zudem stellt es keine besonderen Ansprüche an die Bodenart, solange genügend Nährstoffe zur Verfügung stehen. Die Bodenarten sind in der Marsch sehr unterschiedlich. An Korngrößen stehen nur Sand, Ablagerung, da Überflutungswasser hier oft lange Zeit steht und so auch Tonmineralien zur Ablagerung kommen, während Sand hier nicht mehr hingelangt und der Schluff-Anteil immer geringer wird. Schlick entsteht vor allem in der Übergangszone von Salz- und Süßwasser durch Ausfällung und biologische Prozesse, so dass er in der Flussmarsch dominiert und Schluff und Tonmineralien zur Verfügung. Auf den „Wällen“ dominieren Sand und Schluff, eventuell noch begleitet von einzelnen Muschelschalen, da hier die Wasserbewegung für feinere Sedimente zu groß ist. Weiter entfernt von Küste und Wasserläufen gelangt nur Schluff mit unterschiedlich hohen Tonanteilen zur mit zunehmendem Abstand von Fließrinnen fast nur noch als Ton mit einem geringen Schluff-Anteil abgelagert wird.
Mirja Harms im Zwei-Siele-Museum
4. September 2020
Auf diesem Foto hat Mirja Harms noch gut 300 Arbeitsstunden und zwölf Wochen vor sich! (Bild: Handwerkskammer) Mittlerweile ist die Wand freigelegt und strahlt im alten Glanz. Im folgenden Bereicht, der am 03.09.20 im Anzeiger für Harlingerland erschien, erfahren Sie neben den Informationen zur Wandfreilegung auch etwas über Mirja Harms und ihren überaus interessanten Beruf als Restauratorin.
Denkmalschutz Naturschutz
22. August 2019
Wir hatten das Haus „Am alten Hafen 1“ in Westeraccumersiel erworben, um es zu sanieren und dort das „Zwei-Siele-Museum“ und die K.-H.-Wiechers-Stiftung unterzubringen. Aber bei genauerer Besichtigung des Gebäudes ergab sich ein Hindernis, mit dem wir zunächst nicht gerechnet hatten. Das Haus war immer unbeheizt gewesen, da es nur im Sommer genutzt wurde. Gleichzeitig war der Keller oder besser das ‚Niederhaus‘ durch mangelnde Drainage immer etwas feucht. Zudem fiel durch die Fenster in nordwestlicher Richtung immer ein dämmriges Licht in diese Räume. Genau das sind die Lebensbedingungen, welche die Hirschzunge (Asplenium scolopendrium) bevorzugt; ein geschützter Farn unserer Region, den man sonst nur in Gebirgsschluchten findet. Hier aber wuchs er im Keller eines denkmalgeschützten Hauses dicht an der Küste.
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