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HIN UND HER

von Jan F. Kegler, Axel Heinze und Paul Weßels • 23. Oktober 2024

Rohkreisläufe an der ostfriesischen Nordseeküste

Abb. 1 
Dampfziegelei  
Ditzum van der 
Wall in Ditzum.
Die ostfriesische Halbinsel war immer schon bekannt als eine abseits gelegene rohstoffarme Region. Aus der Sicht der Geologie bietet Ostfriesland nur junges Lockersediment des Eiszeitalters und der jetzigen Warmzeit. Dazu gehören Sande, Tone der vorletzten Warmzeit, Geschiebemergel der vorletzten Kaltzeit und schließlich Torf, mariner Klei sowie Muschelschalen aus dem Holozän. Diese Ablagerungen fanden bereits früh als Rohstoffe für die Bauwirtschaft Verwendung. Aus Ton und Klei, aber auch aus Geschiebemergel, lassen sich Ziegel brennen, und Sand wird dabei als Magerung genutzt. Weißtorf, der jüngere und deutlich schwächer zersetzte Torf aus den obersten  Schichten des Hochmoors, war das bevorzugte Heizmaterial für die Ziegelöfen. Muschelschalen wurden bereits seit dem Mittelalter von den Muschelbänken gewonnen und als Rohstoff zur Kalkgewinnung gebraucht.  

Um diese Stoffe zusammenbringen zu können, gewann ein weiteres Merkmal der ostfriesischen Landschaft an Bedeutung: Das Land ist nicht nur flach mit einem sehr gering ausgeprägten Relief, sondern wird auch von zahlreichen Wasserläufen durchzogen. Diese konnten für einen Transport mit kleinen Schiffen genutzt werden. Belege für den Transport von Waren über Wasser reichen bis in die Römische Kaiserzeit und das frühe Mittelalter zurück (Kegler/Thiemann, AiN 17, 2014, 121–124; Siegmüller/Kegler, AiN 26, 2023, 37–41). Bis zum 19. Jahrhundert hatte sich in den Ems-Häfen, den Sielhäfen und in den Fehnkolonien eine effektive Segelschifffahrt entwickelt, die den Transport von Rohstoffen innerhalb Ostfrieslands und über die Nordsee übernehmen konnte. 
Ab dem 12. Jahrhundert setzte sich nördlich der Alpen die Bauweise mit Backsteinen durch, und im 13. Jahrhundert folgte auch im steinarmen Ostfriesland die Herstellung und Verwendung von Backsteinen. In der Frühphase des Backsteinbaus fanden bevorzugt die oberflächennah anstehenden Tone bei der Errichtung von Kirchen und Steinhäusern (Burgen) Verwendung. 

Einen starken  Aufschwung erlebte die regionale Herstellung von Backsteinen ab dem 16. und besonders im 17. Jahrhundert durch die Übernahme von Verarbeitungstechniken für Klei (Hochflutlehme) aus den benachbarten Niederlanden. Aber eine wirkliche „Hochkonjunktur“ für Ziegelsteine und Dachziegel erfuhren die ländlichen Gebiete Ostfrieslands erst im ausgehenden 18. und im beginnenden 19. Jahrhundert. Der Grund hierfür lag vor allem in der hohen Qualität des aus Klei gebrannten Ziegels, der in Bremen, Hamburg und in den Ostseestädten begehrt war und sich als Ballast für die Schifffahrt aus einem Land eignete, das ansonsten nicht viel zu verkaufen hatte (Abb. 1).  
Die Produkte Kalk und Stein sind nur gemeinsam denkbar. Seit dem Hochmittelalter dienten die Muschelbänke der Nordsee als Ersatz für die in Ostfriesland fehlenden Kalkbrüche. Der sogenannte Schill konnte bei den ostfriesischen Inseln gewonnen und von den Schiffern auf dem Wasserweg an geliefert werden. Für die Kalkproduktion in den Meileröfen benötigte man außerdem den leichten Weißtorf. Kalk wurde aber nur ausnahmsweise ausgeführt. Ein Blick in die Statistiken der preußischen Zeit zeigt, dass sich die Kalkbrennerei insgesamt gleichmäßig auf alle ostfriesischen Ämter und hier vornehmlich auf Städte und größere Orte Küste verteilte. Offenbar wurde gebrannt und dann direkt vor Ort verkauft. Das Brennen von Muschelkalk in Meilern ging in Ostfriesland gegen Ende des 19. Jahrhunderts stark zurück. 

1877 gab es in Ostfriesland nur noch acht Muschelkalkbrennereien, aber bereits vier Steinkalkbrennereien. Gleichzeitig entwickelte sich aber noch einmal eine industrielle Muschelkalkgewinnung, die erst nach 1974 geschlossen wurde.  
Der als Brennmaterial für die Produktion von Backsteinen und Muschelkalk notwendige Weißtorf wurde in den Fehnkolonien gewonnen und konnte mit den Torfschiffen kostengünstig und energiearm transportiert werden. Während der Schwarztorf auf den Torfmärkten der Städte für den Hausgebrauch verkauft wurde, lieferte man den Weißtorf an die Ziegeleien und Kalkbrennereien. 
 In den Fehnkolonien führten die schlechten Bodenqualitäten zu einem erhöhten Bedarf an Düngestoffen. Zu diesen gehörte Stallmist und jede Form von Unrat aus den Städten, aber auch die Erde von Wurten, die seit dem 19. Jahrhundert gezielt abgegraben wurden. Die Düngestoffe konnten die Torfschiffe mit zurück auf ihr Fehn nehmen.  

Für den Transport der Güter nutzte man Flachboden-Schwertboote. Dieser aus den Niederlanden stammende Segelschifftyp hatte einen geringen Tiefgang und verfügte über einen flachen Schiffsrumpf. Damit eignete er sich hervorragend für Fahrten im Watt und für flache Küsten- und Binnen gewässer. Der Transport der Ziegelsteine von den Ziegeleien in die Städte entlang der Nordseeküste wurde von größeren Segelschiffen wie den Tjalk-Booten übernommen, die auf den Fehnen und in den Sielhäfen beheimatet waren. Auch hier konnten auf dem Rückweg Sand oder Düngematerialien, die in den Fehnkolonien benötigt wurden, aufgenommen werden (Abb. 2).  

Abb. 2  
Verladen von  Klinkern aus Fulkum im Sielhafen 
von Westaccumersiel 1922 für den Bau des Chilehauses in Hamburg

Damit entwickelte sich in Ostfriesland insbesondere in der vor- und frühindustriellen Zeit zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert ein Transportkreislauf an Massengütern, der nicht zuletzt durch die Ziegelproduktion zu einem wirtschaftl ichen Aufblühen der Region führte. Neben den Grundstoffen aus der Region handelte man auch mit ortsfremden Materialien, wie beispielsweise mit Bauholz und später auch mit Zement. Gleichfalls wurden Lebensmittel wie Getreide, Gemüse, Kartoffeln und Ähnliches zu den Märkten und Bauorten befördert. 

Zu den schriftlichen Quellen für den Materialtransport auf dem Wasserweg gehören Berichte über die Hafenumschläge der Ems- und Sielhäfen oder Schleusenlisten der Fehnkolonien. Letztere belegen für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts beispielsweise eine überproportional häufige Ausfuhr von Torf und Wiekenerde (vermutlich der Aushub der als Wieken bezeichneten Seitenkanäle). Bei der Einfuhr dominierten Dünger, Kleierde (vermutlich aus Wurten-Abgrabungen) und Muscheln (vermutlich in Form von Schill). 




Abb. 3  
Freilegung des 
Wracks eines Plattbodenschiffes bei Ostbense durch Freiwillige.

Archäologische Belege für die Materialkreisläufe entlang der Nordseeküste finden sich im Wattenmeer und an Sandstränden der ostfriesischen Inseln. Dort werden bis heute immer wieder Wracks von Holzschiffen freigespült (Abb. 3). In einem Priel bei Butjadingen fanden sich Reste einer Ladung aus Backsteinen, die allerdings von der Friesischen Wehde stammten (J. Fries, AiN 14, 2011, 71–74). 


Das Industriezeitalter führte zu starken Veränderungen innerhalb dieses Warenkreislaufes. Zum Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich Stahl als wichtigster Werkstoff im Schiffbau durch. Gleichzeitig wuchsen die Größen der Schiffe, so dass, von der Ems abgesehen, die Wasserläufe und Häfen nicht mehr befahrbar waren. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging der Bedarf an Torf als Brennstoff für die Ziegeleien stark zurück. Mit dem Aufkommen der Ringöfen wurde nun Kohle für den effektiven Brand importiert. Dennoch neigte sich das Ziegeleiwesen an der Ems in einem etwa 100 Jahre währenden Prozess langsam dem Ende entgegen. 


Die Ziegelproduktion in den abseits gelegenen ostfriesischen Regionen war nicht mehr konkurrenzfähig. Überdies verlor der Backstein als Handelsgut zunehmend an Wert. Ab dem frühen 20. Jahrhundert ging schließlich der inzwischen verstärkt zur Stromerzeugung genutzte Torf zur Neige. 

Dieser historische Güterkreislauf hat seine Spuren in der Landschaft hinterlassen. Das System der Wasserwege blieb weitgehend erhalten, da es in dieser flachen Landschaft vor allem weiter für die Entwässerung und Wasserwirtschaft benötigt wurde. Teilweise wird das Wasserwegenetz heute zusätzlich durch die Sportschifffahrt genutzt, wodurch sich die Wirtschaft des Landes in eine ganz andere Richtung entwickelt. Der Torfabbau hat mit den Fehnkolonien einen eigenen landschaftsprägenden Siedlungstyp geschaffen. Schließlich wurde der rot geb rannte Ziegel zum charakteristischen Baumaterial. Rote Klinker, Dachpfannen und Straßenpflastersteine prägen das Landschaftsbild der Nordseeküstenregion. 


Spuren dieser Prozesse lassen sich auch mit archäologischen Untersuchungen aufspüren.  Ähnlich wie in den niederländischen Provinzen Friesland und Groningen – wenn auch in viel geringerem Maße – sind in Ostfriesland einige der küstennahen Wurten während des 19. oder frühen 20. Jahrhunderts teilweise abgegraben und die sehr fruchtbare Wurtenerde abtransportiert und verhandelt worden. Diese Naturdüngererde war sehr gefragt, da sie zur Bodenverbesserung auf die abgetorften, kargen Flächen im Fehn und im Moor aufgetragen wurden. Lübbert Eiken Lübbers beschreibt 1903 Torfschiffer, die: „…zur Melioration des Fehnuntergrundes für sein eigenes Besitztum oder zum Weiterverkauf Warferde,  Schliek oder Stalldünger …“ mitgenommen haben. Für solche Vorgänge liegen aus dem ostfriesischen Raum allerdings kaum schriftliche Belege vor, so dass nur die Betrachtung der Oberflächendaten Hinweise auf diese Ereignisse gibt. Das im 19. Jahrhundert in den nördlichen Niederlanden systematisch angewandte Prinzip der Düngung mit Wurtenerde war in Ostfriesland wegen des weniger gut ausgebauten Systems der Wasserwege problematisch, weil dadurch der Transport der Erde wesentlich erschwert und verteuert wurde. Dadurch blieb die Küste in Ostfriesland wesentlich besser erhalten als in den nördlichen Niederlanden. 

Abb. 4  
Streufunde frühmittelalterlicher 
Muschelgrusware aus Strackholt, Ldkr. Leer.

In einigen ehemaligen Torfabbaugebieten wurden bei Flurbegehungen zahlreiche Keramikfunde aus einer Zeit entdeckt, in der an diesen Stellen noch ein Hochmoor existierte. Aus Aurich-Oldendorf, Ostgroßefehn, Strackholt (Abb. 4) und Wrisse, alle in der Gemeinde Großefehn, werden beispielsweise in der Niedersächsischen Fundchronik aus dem Jahr 1987 dreizehn Fundstellen mit Rand-, Wand- und Bodenscherben genannt, die in den Zeitraum zwischen der Römischen Kaiserzeit und der frühen Neuzeit datieren. An keiner der Fundstellen konnten bis heute Hinweise auf eine Siedlungstätigkeit innerhalb dieser Epochen nachgewiesen werden. Tatsächlich lassen sich diese Fundstücke mit den Transporten von Dünger und Erde aus der Marsch in die Fehnkolonien erklären. Das archäologische Material wurde also im Zuge der Rohstoffkreisläufe des 18. und 19. Jahrhunderts sekundär auf die Felder aufgebracht. 

Die großflächigen Veränderungen der Naturlandschaft Ostfrieslands in eine Kulturlandschaft wirken sich negativ auf den Erhalt des Bodenarchivs aus. Zwar sind von der ostfriesischen Halbinsel einige Moorleichen bekannt geworden, jedoch sind diese mit einer Ausnahme alle verloren. Mit der Industrialisierung des Torfabbaus stehen die Chancen auf weitere Funde eher schlecht. Vermutlich ist die Fundstelle eines potentiellen römischen Militärlagers an der Ems durch den großflächigen Abbau von Klei zur Ziegelherstellung bereits verloren gegangen. Auch auf die Umwelt hat der massive Abbau von Torf bis heute Einflüsse. So sind durch das Abgraben von meterdicken Torflagen und Kleiflächen an der Ems zahlreiche Flächen durch aufsteigendes Grundwasser und steigende Meeresspiegel überflutungsgefährdet und müssen durch aufwendige Schutzmaßnahmen bewahrt werden.  

Literatur:

Wurtenlandschaft als typische Kulturlandschaft 

LÜBBERS, L. E.: Ostfrieslands Schiffahrt und Seefischerei. Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. Ergänzungsheft VII. Tübingen 1903. 

WESSELS, P.: Ziegeleien an der Ems. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte Ostfrieslands. Abhandlungen und Vorträg e zur Geschichte Ostfrieslands 80. Aurich 2004. 

WIECHERS, K.-H.: …und fuhren weit übers Meer: zur Geschichte der ostfriesischen Segelschiffahrt. Teil 3: Die Fehne. Norden 1994.

24. September 2024
Das Zwei-Siele-Museum Westeraccumersiel hatte aus einer Kapitänsfamilie aus Rhauderfehn ein Stickmustertuch aus dem Jahr 1764 erhalten. Dieses Stickmustertuch war mit typischen Symbolen der christlichen Seefahrt gestaltet. Ein Ehepaar aus Jever war von der Gestaltung und Machart fasziniert und hat das Tuch einer gründlichen Analyse unterzogen.
7. März 2024
Das Zwei-Siele-Museum Westeraccumersiel zeigte im Jahr 2023 eine Sonderausstellung über die Brüder Ludwig und Georg Kittel aus Dornum. Die beiden Söhne des Dornumer Apothekers Kittel fanden beide ihren eigenen Weg zur Malerei und haben ein umfangreiches Werk hinterlassen, das nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen ist. Ihre heimatliche Umgebung war ihr Schaffensbereich. Sie haben damit Menschen und Landschaften der Region in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts festgehalten. Auch in ihrem privaten Bereich nutzten sie ihre Kunst, wie Ludwig Kittel mit einer Geburtstagskarte für seinen Freund Carl-Friedrich Eucken, den Landwirt des Wilhelminenhofes in Dornumergrode, dokumentiert.
von Axel Heinze 31. Dezember 2023
Die K.-H.-Wiechers-Stiftung hatte den Auftrag, ein Haus für das „Zwei-Siele-Museum“ zu erwerben. Durch einen Zufall bekamen wir 2012 das Haus „Am alten Hafen 1“ angeboten, ein Haus unmittelbar an dem ehemaligen Hafen von Westeraccumersiel aus dem Jahr 1687, das als Ferienhaus genutzt wurde.
von Axel Heinze 10. Dezember 2023
Bei einem Antiquitätenhändler hier in der Region wurde ein Bild von dem Dornumer Maler Georg Kittel angeboten, ich sollte es mir doch einmal anschauen. Wir hatten ja gerade erst eine Ausstellung zu den Brüdern Kittel gezeigt, was sollte da noch kommen?
Bodenfund Ostfriesland. Petschaft
von Axel Heinze 10. Dezember 2023
Er war als Flüchtlingskind kurz nach Kriegsende mit seinen Eltern nach Dornumersiel gekommen. Die Kinder haben damals gerne auf einer kleinen Müllkippe hinter dem Deich gespielt, wo manches zu finden war, was man vielleicht noch gebrauchen konnte oder zu Geld machen konnte. Dabei war ihm ein kleiner Gegenstand aufgefallen, dessen Bedeutung ihm damals vermutlich garnicht bewusst war, aber es war ein Bild und Buchstaben zu erkennen. Und der Gegenstand war aus einem schweren, nicht rostenden Metall. Der Junge hat ihn nicht zu Geld gemacht, dafür war er vielleicht zu klein. Aber er blieb sein Leben lang sein Talisman und ein Andenken an seine Jahre in Dornumersiel. Der Fund ist jetzt fast 80 Jahre her. Und da er für seine Erben mit keiner Erinnerung verbunden war, beschloss er, das Stück dem Museum zu übergeben. Es ist ja ein Stück Ortsgeschichte damit verbunden.
von Axel Heinze 21. April 2023
In den nördlichen Niederlanden wurden von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein Warften massiv abgegraben zur Gewinnung von Düngermaterial. Mir wurde noch 1975 ein Pachtvertrag für einen landwirtschaftlichen Betrieb in Bereich der Middelzee gezeigt, in dem der Pächter verpflichtet wurde, sein Land alle 6 Jahre mit „terpaarde“ zu düngen. Aus Ostfriesland sind solche Beispiele in der Literatur nicht bekannt. Allerdings sind mir hier im nördlichen Harlingerland zwei Fälle bekannt geworden, die recht eindeutig darauf hinweisen, dass diese Praxis auch hier bekannt war und genutzt wurde. Ein Bewohner der Warft Oldendorf westlich von Bensersiel hatte seine ehemalige Landarbeiterstelle neben einem typischen Marschenhof von seinen Eltern geerbt. Seine Mutter hatte ihm berichtet, dass früher auf der Warft hinter ihrem Grundstück Erde als Dünger abgegraben und verkauft worden wäre. Die Veränderung im Relief war noch gut wahrnehmbar, es kann sich aber nicht um eine große Menge gehandelt haben. Von der Warft Oldendorf führt ein alter Weg nach Süden auf die naheliegende Geest zu der Geestrandsiedlung Utgast. Wesentlich später berichtet mir ein alter Landwirt in Utgast, dass er als Kind einmal einem Gespräch seines Großvaters mit einem Kollegen zugehört hätte. Er hat ihm berichtet, welche Flächen er mit Warftenerde aus Oldendorf gedüngt hätte. Es handelte sich hier um ehemalige Heideflächen, die noch auf der preußischen Uraufnahme 1:25 000 von 1892 als solche ausgewiesen waren. Nach dem Alter der handelnden Personen musst dies kurz nach 1900 geschehen sein. Einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Informationen kann ich nicht belegen, halte ihn aber doch für sehr wahrscheinlich.
Johann de Bloom
19. Januar 2023
Dornumersiel und Westeraccumersiel, zwei ewig konkurrierende Sielhafendörfer an der ostfriesischen Nordseeküste, waren im 18. und 19. Jahrhundert eine Heimat der Schifffahrt im Zeitalter der Segelschiffe. Hier lebte seefahrendes Volk, Kapitäne und Seeleute, Händler, Schiffbauer und Reeder. 160 Schiffe waren in dieser Zeit in beiden Häfen beheimatet, von der Schaluppe über die Kuff und die Galiot bis zum Schoner. Aber im 19. Jahrhundert wuchs der internationale Handel, und die Schiffe wuchsen mit. Gleichzeitig war die Dampfmaschine für die Schifffahrt einsatzfähig geworden und verdrängte langsam die Segelschiffe. Diese beiden Faktoren raubten den kleinen Sielhäfen nach und nach ihre Funktion, ihre Aufgaben verlagerten sich zunehmend in die großen Flusshäfen an Ems, Weser und Elbe. Was sich nicht so leicht verdrängen ließ, war die Seefahrertradition. Am Lebenslauf von Johann de Bloom läßt sich diese Entwicklung verfolgen. Johann Christoph de Bloom wurde am 13. August 1870 in Dornumersiel geboren. Er stammte aus einer alten Seefahrerfamilie. Sein Vater war Eppe Janssen de Bloom *1842, Ⴕ1928, Schiffer auf großer Fahrt, der selbst Schiffe hier in den Häfen liegen hatte, die RINA in Westeraccumersiel und danach die SIEVERINE in Dornumersiel. Später übernahm er die Gaststätte im Hafen von Westeraccumersiel und war Vormann des hier stationierten Rettungsboote AUGUST GRASSOW. Der Großvater war Heere Janssen de Bloom, Sägemüller in Westeraccumersiel, *1807, Ⴕ1850. Als Urgroßvater wird Hicke Janssen de Bloom genannt, Schiffskapitän in Westeraccumersiel und Sägemüller *1781, Ⴕ1852. Er umsegelte mit der Amsterdamer Fregatte DE HARMONIE Kap Hoorn und machte sich einen Namen als Westindienfahrer. Dessen Vater war Eppe Janssen de Bloom, der aus Dornum stammte und 1776 in Westerbur getraut wurde. Bis zum 14. Lebensjahr besuchte Johann die Schule in Dornumersiel. In den Sielhafenorten achtete man bereits bei der Auswahl der Lehrer besonders auf deren Fähigkeiten im Schreiben, Lesen und Rechnen, denn wer in der Schifffahrt etwas werden wollte, musste später die Seefahrtsschule besuchen. Die Ausbildung dort war anspruchsvoll, wie Schulhefte dieser Schulen eindrucksvoll belegen. Sie war vergleichbar mit der Qualität der heutigen Fachhochschulen, wobei die Schüler allerdings als Voraussetzung nur den Schulabschluss der achtjährigen Volksschule benötigten. Der Einstieg in die Seefahrt Bereits in jungen Jahren begleitete Johann de Bloom als Schiffsjunge seinen Vaters Eppe de Bloom auf der Galiot RINA, die in Westeraccumersiel beheimatet war. Danach wechselte er mit seinem Vater auf den Schoner SIEVERINE, der Dornumersiel als Heimathafen hatte. Diese Fahrten führten ihn nach Königsberg, Göteborg, Amsterdam, Aberdeen und Leith in Schottland. Damit hatte er also Nord- und Ostsee als Schifffahrtsrevier kennengelernt. Später wechselte er auch auf größere Segler in anderen Häfen. Zum Beispiel fuhr er auf dem Vollschiff (Bark) BREMERHAVEN unter Kapitän Barenborg nach New York. Über ein besonderes Weihnachts-Erlebnis auf dieser Fahrt berichtete er in einem Brief an seine Eltern: „Das Wetter war einige Tage gut gewesen. Am Morgen aber gab es schon wieder Schneeböen. Am Nachmittag die Bramsegel bergen. Die Situation verschlechterte sich weiter. Abend erst Marssegel reffen. Dann auch schon die anderen Segel mit beiden Wachen reffen. Schließlich bei immer heftigeren Winden Obermarssegel und Klüver festmachen. Lagen jetzt beigedreht. Es war sehr kalt und naß.“ Es war eine Winterfahrt, die sich durch verschiedene widrige Umstände über das Weihnachtsfest erstreckte. Die relativ nüchterne Aufzählung der verschiedenen Maßnahmen an Bord lassen nur erahnen, wie hart die Arbeit selbst an Heilig Abend war. Ohne maschinelle Hilfsmittel, unmittelbar Wind, Wetter und Wasser an Bord ausgesetzt, das jederzeit winkende Seemannsgrab direkt vor Augen. Doch dann wurde es ruhiger. De Bloom in seinem Brief: „Endlich so gegen 22 Uhr hieß es: Steuerbordwache in die Koje. Dazu gehörte auch ich. Also hinein ins kalte nasse Logis. Nun aber schnell unter die Decken.“ Wie selbstverständlich klingt unter diesen Umständen eine eher lapidare Feststellung des jungen Mannes: „An Weihnachten und Heiligabend dachte kein Mensch.“ Aber in diesem Punkt irrte de Bloom, wie er selbst im weiteren Verlauf seines Briefes feststellte. „Nun hatten wir aber einen Jungen an Bord aus H. Der machte seine erste Reise. Seine Mutter hatte ihm eine Kiste an Bord geschickt, die er erst am Heiligabend öffnen sollte.“ Dieser Junge und seine Kiste sollten entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Nacht nehmen: „Ich wollte eben in die Koje, da hielt er mir die Kiste entgegen. Er bat mich mit Tränen in den Augen, ich möchte ihm doch helfen, Weihnachten zu feiern. Alle anderen wollten nichts davon wissen. Sie hatten schon mit Stiefeln nach ihm geschmissen.“ Johann de Bloom konnte die Situation nicht einfach mit einem Stiefelwurf quittieren und sich aufs Ohr legen. „Jetzt wurde mir doch anders. Nun wollen wir mal sehen, was dir deine Mutter zu Weihnachten schickt,“ sagte er zu seinem Kameraden. Sie öffneten die Kiste und fanden obenauf einen Zettel: “Für dich und deine Kameraden zum Weihnachtsfest von deiner Mutter.“ Natürlich packten die jungen Burschen zügig weiter aus und brachten einige Dinge zum Vorschein: „Ein kleiner Tannenbaum mit 8 Lichtern daran, dann 20 Pakete mit allen möglichen Keksen, Nüsse, Kuchen, zwei Pfund Zucker und zwei Flaschen Rum. Zuletzt der neue Tannenbaum mit weißem Zettel des Weihnachtsevangeliums.“ Als die Kiste erst einmal offen war, waren die Kameraden doch nicht mehr so gleichgültig, wie sie zunächst mit ihren Stiefeln handfest demonstriert hatten. „Alle Mann kamen jetzt heran, jeder war neugierig, sogar die Freien“ , bezeugte der Ostfriese seiner Familie. Und plötzlich war Weihnachten an Bord. Keiner hatte daran gedacht, und doch waren sie von der Stimmung ergriffen. Der Schluß des Briefs: „Der Tannenbaum wurde auf dem Tisch festgenagelt, die Lichter angezündet. Dann musste der Junge das Weihnachtsevangelium vorlesen. Alles war still. Dann stimmte einer an ‚Stille Nacht‘. Alle wurden wie die Kinder.“ Mit anderen Seglern kam er weltweit, Indien, Australien, China und Japan waren in seiner Erinnerung geblieben. Dieser Weg über den Schiffsjungen zum Matrosen war der übliche Berufsweg in der Segelschifffahrt. In den Jahren 1890 und 91 leistete er seinen Militärdienst ab. Vermutlich geschah dies bei der kaiserlichen Marine. Bereits 1891, also nach sieben Jahren Fahrenszeit, erwarb er das Steuermannspatent an der Seefahrtsschule in Timmel. Ein Jahr später hatte er die Berechtigung, Fischereifahrzeuge zu führen. In den Jahren 1894/95 befehligte er den Fischdampfer PAUL der in Geestemünde neu gegründeten Reederei Wurthmann, dann wechselte er zur Reederei Julius Wieting. Für diese Reederei fuhr er nachweislich 1897 von Geestemünde aus mit der BUTJADINGEN bis nach Island auf Fischfang. Am 28. Dez. 1897 erwarb er das Schifferpatent für große Fahrt an der Schifffahrtschule Stade und hatte damit die Berechtigung, beliebige zivile Schiffe auf der ganzen Welt zu befehligen.
20. Dezember 2022
Ein in Aurich geborener Kunstsammler hat dem Zwei-Siele-Museum ein Bild des ostfriesischen Malers Johannes Georg Bietz geschenkt.
von Axel Heinze 20. Dezember 2022
Axel Heinze – Zwei-Siele-Museum Westeracumersiel Flurnamen verraten viel über unsere Geschichte, selbst aus den Zeiten des Mittelalters, aus denen uns kaum historische Zeugnisse überliefert sind. Ein Beispiel dafür ist der „Homm“, ein sonderbarer Flurbereich nördlich von Westeraccum, der sich einer Namensdeutung bislang weitgehend widersetzt hat.[1]
Sturmflut 1962
18. Dezember 2022
Jede Sturmflut hat genau an einer Stelle ihre stärksten Auswirkungen: Dort, wo die größte Anzahl ungünstiger Faktoren zusammenkommt. Bei der Februar-Sturmflut 1962 war es offenbar Hamburg, weshalb diese Sturmflut auch Hamburg-Sturmflut genannt wird. Zu den Faktoren gehören der Zeitpunkt des Hochwassers, die Stärke und Richtung des Windes, der Stand von Mond und Sonne zueinander, der Abstand des Mondes von der Erde und viele andere Faktoren. Die Sturmflut hatte 340 Tote zur Folge, davon 315 alleine in Hamburg. Aber natürlich gab es auch Auswirkungen in einem weiten Umfeld. Wie sah es damals hier im Harlingerland aus? Auch in Ostfriesland war ein Deich gebrochen. Der Völlener Deich an der Ems nördlich von Papenburg war zerstört und der Polder unter Wasser gelaufen. Aber es hat hier keine Todesopfer gegeben. Insgesamt waren hier an der Küste 3000 ha Land überspült, aber nicht durch Deichbruch, sondern durch überlaufendes Wasser an den Deichen, weil diese eine viel zu geringe Höhe hatten. Es waren aber in aller Regel nicht die Seedeiche, sondern die flacheren Deiche vorgelagerter Polder wie zum Beispiel der Dammspolder östlich von Westeraccumersiel und Westerburer Polder zwischen Westerbur und Bensersiel.
14. Dezember 2022
Wo liegt überhaupt die Bucht und was ist die Dornumer Bucht? Gegen eine kleine Gebühr von 5 Euro für das Museum beantworten wir diese Fragen im Rahmen eindrucksvoller Radtouren. (Für Vereinsmitglieder ist die Führung kostenlos) Auf Anfrage organisieren wir gerne die Touren zu einem Wunschtermin.
10. September 2021
Die Accumer Ee ist ein alter Wasserlauf in der nördlichen ostfriesischen Seemarsch. Marsch ist eine Landschaft, die an der Küste von Gezeitenmeeren entsteht. Das Wort Marsch bedeutet ursprünglich Sumpf, vielleicht verwandt mit unserem heute noch bekannten Wort Matsch. Das war eine natürliche Landschaft, bevor der Mensch daraus eine Kulturlandschaft schuf, die er wirtschaftlich nutzen konnte. Naturlandschaft Diese Naturlandschaft war menschenfeindlich, denn sie wurde bei jeder Sturmflut bis an den Geestrand vom salzigen Meerwasser überflutet. Es gab kein Trinkwasser, denn Brackwasser war für Menschen ungenießbar. Es gab kaum Höhen, auf die man sich bei Überflutungen retten konnte. Es gab keine Wege, nur ein endloses Gewirr von Wasserläufen, die zudem viermal am Tag im Rhythmus der Gezeiten ihre Richtung änderten. Bäume und Sträucher gab es auch nicht, denn die vertrugen das Salzwasser nicht, nur ein endloses Meer von Schilf, das Menschen kaum überblicken konnten. Weitab von der Küste gab es Lagunen mit brackigem Wasser, für Vögel und Insekten geeignet, aber nicht für den Menschen.
Schatzsuche im Zwei-Siele-Museum
10. Juli 2021
Der ganze junge Müll musste erst einmal rausgeschafft werden, der alte Müll sichergestellt werden. Viele fleißige Hände haben geholfen, und es wurde von Tag zu Tag spannender, was da alles sichtbar wurde.
11. Juni 2021
Ostfriesland ist reich an mittelalterlichen Kirchen! Alleine im Einzugsbereich der Accumer Ee gab es elf mittelalterliche Kirchenbauten. Eine – die Kirche von Osterbur – wurde ein Opfer der Sturmfluten, aber der Rest kann sich durchaus sehen lassen. Gönnen Sie sich diese Augenweide mittelalterlicher Baukunst.
7. Juni 2021
Wenn Sie über die A29 nach Ostfriesland kommen, sehen Sie am rechten Straßenrand eine der jetzt modernen braunen Hinweistafeln, die auf landschaftliche Besonderheiten hinweisen. Da steht mit großen Lettern: „Niedersächsische Marschenlandschaft“.
Upcycling im Museum
28. Mai 2021
25. Mai 2021
Bekanntlich ist Ostfriesland mit Deichen gegen die Gewalt des Meeres geschützt. Diese grünen endlosen mächtigen Wälle kennt jeder. Sie halten das salzige Nordseewasser draußen, vor allem bei Stürmen, aber auch bei normaler Ebbe und Flut. Aber Deiche haben auch eine andere Wirkungen. Sie halten das Regenwasser drinnen, es kann ja nicht über den Deich klettern. Wenn Menschen einen Deich bauen, müssen sie etwas bedenken, um das – manchmal reichliche –- Regenwasser ins Meer zu schaffen. Und diese Einrichtung nennt man „Siel“. Zu Anfang des Deichbaus war das eine hölzerne Röhre durch den Deich. Außen war eine Klappe davor. Bei Niedrigwasser konnte das Wasser die Klappe selbst aufdrücken und frei abfließen. Kam draußen die Flut, drückte sie die Klappe zu. Dann musste das Salzwasser draußen bleiben.
Die entwicklung der Marschenlandschaft
25. Februar 2021
Ein interessanter Aufsatz, den Axel Heinze als Festschrift anlässlich der Verabschiedung von Dr.Bärenfänger (Landschaftsdirektor) verfasste. Auslöser dieser Überlegungen ist das vielfach geäußerte Interesse von Einwohnern des Harlingerlandes an der Weihnachtsflut von 1717 und den Auswirkungen dieser Sturmflut in diesem Gebiet, denn diese Katastrophe hatte wohl hier ihren Schwerpunkt. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Augenzeugenberichte, die auch sehr detaillierte Aussagen über das Ausmaß der Schäden erlauben. Trotz der nahezu völligen Zerstörung vieler Siedlungen in der Marsch wurden sie sehr schnell wiederhergestellt und bewohnt, obwohl sich solche Ereignisse doch jederzeit wiederholen konnten. Daraus folgt unmittelbar die Frage: Warum haben Menschen diesen lebensgefährlichen Raum überhaupt erschlossen und welche Fehler haben sie vielleicht bei der Erschließung gemacht? Marsch Unter „Marsch“ wird hier die fast flache Landschaft an einer Gezeitenküste verstanden, die bei normaler Flut nicht überflutet wird, aber bei Sturmfluten – also windbedingt erhöhten Wasserständen – mehrfach im Laufe eines Winters mehr oder weniger vom Wasser überdeckt wird. Handelt es sich um den Küstenbereich eines Meeres, so wird sie von Salzwasser überflutet (Küstenmarsch). In den Ästuarien wird das Wasser zunehmend brackisch bis schließlich ganz süß (Flussmarsch). Dieser Faktor ist entscheidend für die Pflanzengesellschaften, die sich hier entwickeln. Zudem ist die Sedimentation unterschiedlich, aber die Prozesse sind weitgehend vergleichbar (Zur Entstehung des Naturraumes siehe Behre 2008; 2014). Ein weiterer notwendiger Faktor ist ein langsames Anwachsen des Meeresspiegels gegenüber der Landeshöhe. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Meeresspiegel wirklich steigt oder der Boden sinkt, die Auswirkung bleibt gleich. Natürliche Höhenunterschiede ergeben sich zum Beispiel durch Uferwälle an Wasserläufen, wo vor allem oberhalb von Prallhängen relativ grobes Material abgelagert wird. Je nach Größe des Gewässerlaufes können solche Wälle Höhen von mehr als einem Meter erreichen, sind aber in ihrer Längenausdehnung immer beschränkt. Anders ist die Entwicklung parallel zur Küstenlinie. Auch hier wird bei Überflutungen gröberes Material in einigem Abstand von der Küstenlinie weitflächig abgelagert und bildet einen flacheren, aber wesentlich breiteren und oft sehr langen küstenparallelen Wall. Für dieses Phänomen wird in der niederländischen Geologie der Begriff „Kwelderwall“ benutzt, der sich als „Küstenwall“ übersetzen lässt. Bäume sind in der natürlichen Küstenmarsch kaum zu erwarten, da unsere Baumarten keinen Salzgehalt im Wasser vertragen. Die dominierende Pflanzenart ist das Schilf (Phragmitis) mit einer recht guten Salzresistenz und einer sehr guten Wasserverträglichkeit. Zudem stellt es keine besonderen Ansprüche an die Bodenart, solange genügend Nährstoffe zur Verfügung stehen. Die Bodenarten sind in der Marsch sehr unterschiedlich. An Korngrößen stehen nur Sand, Ablagerung, da Überflutungswasser hier oft lange Zeit steht und so auch Tonmineralien zur Ablagerung kommen, während Sand hier nicht mehr hingelangt und der Schluff-Anteil immer geringer wird. Schlick entsteht vor allem in der Übergangszone von Salz- und Süßwasser durch Ausfällung und biologische Prozesse, so dass er in der Flussmarsch dominiert und Schluff und Tonmineralien zur Verfügung. Auf den „Wällen“ dominieren Sand und Schluff, eventuell noch begleitet von einzelnen Muschelschalen, da hier die Wasserbewegung für feinere Sedimente zu groß ist. Weiter entfernt von Küste und Wasserläufen gelangt nur Schluff mit unterschiedlich hohen Tonanteilen zur mit zunehmendem Abstand von Fließrinnen fast nur noch als Ton mit einem geringen Schluff-Anteil abgelagert wird.
Mirja Harms im Zwei-Siele-Museum
4. September 2020
Auf diesem Foto hat Mirja Harms noch gut 300 Arbeitsstunden und zwölf Wochen vor sich! (Bild: Handwerkskammer) Mittlerweile ist die Wand freigelegt und strahlt im alten Glanz. Im folgenden Bereicht, der am 03.09.20 im Anzeiger für Harlingerland erschien, erfahren Sie neben den Informationen zur Wandfreilegung auch etwas über Mirja Harms und ihren überaus interessanten Beruf als Restauratorin.
Denkmalschutz Naturschutz
22. August 2019
Wir hatten das Haus „Am alten Hafen 1“ in Westeraccumersiel erworben, um es zu sanieren und dort das „Zwei-Siele-Museum“ und die K.-H.-Wiechers-Stiftung unterzubringen. Aber bei genauerer Besichtigung des Gebäudes ergab sich ein Hindernis, mit dem wir zunächst nicht gerechnet hatten. Das Haus war immer unbeheizt gewesen, da es nur im Sommer genutzt wurde. Gleichzeitig war der Keller oder besser das ‚Niederhaus‘ durch mangelnde Drainage immer etwas feucht. Zudem fiel durch die Fenster in nordwestlicher Richtung immer ein dämmriges Licht in diese Räume. Genau das sind die Lebensbedingungen, welche die Hirschzunge (Asplenium scolopendrium) bevorzugt; ein geschützter Farn unserer Region, den man sonst nur in Gebirgsschluchten findet. Hier aber wuchs er im Keller eines denkmalgeschützten Hauses dicht an der Küste.
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