Ein weiteres Beispiel ist nicht durch Aussagen belegt, sondern nur durch die Beobachtung von
Reliefveränderung einer Warft. Die Warftensiedlung Middelsbur, Gemeinde Dornum, bildete mit den benachbarten Warften Westerbur und Osterbur eine typische Warftenreihe am Ostufer der
„Dornumer Bucht“. Die Dornumer Bucht war im Mittelalter der Mündungsbereich der Accumer Ee
(heute Dornumersieler Tief). Alleine die Höhe der Warften bezeugt, dass sie bereits vor dem Deichbau angelegt wurden. Archäologische Untersuchungen benachbarter Warften lassen vermuten, dass diese Warften sogar vor Christi Geburt angelegt wurden. Osterbur war eine Kirchwarft und wurde bei der 2. Allerheiligenflut 1532 vollständig zerstört (Behre S. 180).
Die Kirche wurde in Westerbur neu errichtet und steht dort heute noch. Bei der gleichen Sturmflut wurde der nordwestlich der Reihe verlaufende Deich offenbar weitgehend zerstört. Ebenfalls wurde das nördliche Drittel der Warft Middelsbur ein Opfer dieser Sturmflut. Die Deichlinie wurde dann bis an die Warft Middelsbur zurückgezogen und blieb bis 1965 Seedeichlinie (Hangen S. 319). Die Warftbasis lässt vor dem Deich noch durch Bohrung nachweisen.
Allerdings hatte sich vor dieser Deichlinie bald wieder Vorland gebildet, das im Laufe des 18. Jahrhunderts durch Interessentenpolder eingedeicht wurde. Deren Deiche waren aber so gering bemessen, dass sie nicht als Seedeich anerkannt wurden. Erst 1965 nach der Hamburgsturmflut 1962 wurden diese Deiche erhöht und als Seedeich anerkannt.
Im Relief der Warft Middelsbur findet sich an der NW-Flanke unmittelbar hinter dem Deich ein massiver Eingriff in das Relief der Warft. Auf eine Länge von 100 m und eine Breite von 30 m wurde hier der Warftkörper um maximal 3 m Höhe abgegraben. Dies entspricht eine Bodenmasse von etwa 5000 m³. Eine Befragung von älteren Bewohnern der Region ergab allerdings keine Erinnerungen an diese Abgrabungen.
Unmittelbar südlich der Warft verläuft das Pumptief, ein Wasserweg, auf dem sich der weiter südlich gelegene Geestrand bequem mit kleineren Wasserfahrzeugen erreichen lässt. Es ist also durchaus denkbar, dass diese Warftenerde an den Geestrand verhandelt wurde, um dort die wesentlich schlechteren Böden zu düngen.
Das in den nördlichen Niederlanden systematisch angewandte Prinzip der Düngung mit Warfterde im
19. Jahrhundert dürfte hier nicht unbekannt geblieben sein. Problematisch war das hier fehlende System an Wasserwegen, das in den Niederlanden hervorragend ausgebaut war und den Transport wesentlich verbilligte. Im Bereich von Oldendorf-Utgast muss der Transport auf dem Landweg erfolgt sein. Dies drückt sich auch in den geringen Mengen aus, die hier nur bewegt wurden. Von Middelsbur aus konnte der dicht besiedelte Geestrand von Holtgast bis Westerholt bequem auf dem Wasserweg erreicht werden, so dass hier wesentlich größere Mengen transportiert werden konnten.
Vermutlich gibt es auch in anderen Marschenregionen Ostfrieslands vergleichbare Spuren, die allerdings noch nie systematisch erfasst wurden. Bedingt durch die schlechteren
Transportbedingungen blieb unsere Warftenlandschaft als typische Kulturlandschaft der Küste wesentlich besser erhalten als in den nördlichen Niederlanden.
Axel Heinze Museum Leben am Meer Esens/Ostfriesland axel.heinze@gmx.de
Literatur:
Karl-Ernst Behre: Ostfriesland Wilhelmshaven 2014
Ude Hangen: Handgemachtes Land Esens 2015
Der Museumsverein Dornumersiel e.V. betreibt nicht nur das Zwei-Siele-Museum in Westeraccumersiel, sondern bietet seinen Mitgliedern auch regelmäßig die Möglichkeit, Museen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft zu erkunden und kennenzulernen.
Diesmal hatten wir die Möglichkeit zu einem Besuch des Bunkermuseum in Emden, das im letzten Jahr wieder eröffnet worden war. Durch großzügiges Sponsoring mussten unsere Mitglieder keinen Eintritt zahlen. Die Führung war hochinteressant und vermittelte einen starken Eindruck, was Krieg für die Menschen bedeutet.
Zum Mittagessen ging es dann zum Ratsdelft auf das Museums Feuerschiff "Deutsche Bucht". Zum Abschluss stand noch ein Besuch bei den "Freunden der Seefahrt e.V." an , wo die Möglichkeit bestand, die Ausstellung zu besichtigen und bei einer Tasse Tee die Eindrücke zu verarbeiten.
FÜHRUNGEN
Wir veranstalten regelmäßig Museumsführungen!
EINTRITTSPREISE
Erwachsene 4,00 Euro
Kinder bis 16 Jahre und Vereinsmitglieder frei.
BLOGBEITRÄGE
Das Zwei-Siele-Museum in einem historischen Deichhaus
Ein neuer Blickfang für das Museum
Beispiele von Warftenabgrabungen
Johann de Bloom
Bedeutender Zugewinn
"Wir sind nochmal davongekommen!"
Kirchen rund um die Accumer Ee
Theorie über die Entwicklung der Marschenlandschaft
Die Restauratorin im Zwei-Siele-Museum
Denkmalschutz contra Naturschutz?
ÖFFNUNGSZEITEN
Von April bis Oktober
Dienstag bis Sonntag
14.00 - 17.00 Uhr
SCHULEN IM MUSEUM
Unter dem Thema "Sielhafenorte früher und heute" können Schüler die Entwicklung eines regionalen Ortstypus erkunden.
Bei Interesse kontaktieren Sie uns bitte über das Kontaktformular
RADTOUREN
Wir bieten regelmäßig Radtouren rund um die westliche und östliche Dornumer Bucht an.